Spiele zur SprachförderungEin Workshop für die 3. Klassenmit Maria Monschein
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Hier ist ein kleiner Auszug aus dem Referat von Maria Monschein, dass sie am 6.4.2001 in der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Hartberg gehalten hat.
Näheres zu diesem Thema und vor allem eine Vielzahl von Spielideen (455 Spiele) können sie in ihren beiden Büchern nachlesen.
Maria Monschein, Spiele zur Sprachförderung Band 1, München:
DonBosco 1997
Spiele zur Sprachförderung Band 2, München:
Don Bosco 1998
Sprache und Sprechvermögen ist ein Endprodukt sensorischer Integration. Das heißt nur wenn die Integration der Sinne also das Ordnen der Empfindungen im Gehirn optimal möglich ist, ist Sprache mögliche. Alle Empfindungen die von den Sinnesorganen am Kopf (Ohren, Augen, Nase, Mund), aber auch von jedem Teil unseres Körpers (Muskel, Gelenke, lebenswichtige Organe, kleinste Hautab-schnitte..) zum Gehirn fließen, müssen im Gehirn geordnet werden, damit wir angepasst reagieren können, uns normal bewegen können, lernen können und Sprache verstehen und sprechen können.
Die drei Grundsysteme: Tastsinn, Gleichgewichtssinn, Tiefenwahrnehmung müssen gut funktionieren. Sie sind die Grundmauern auf denen alles weitere aufgebaut wird.
Sprache spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Beziehungen zu anderen Kindern aufzubauen. Mit jedem Fortschritt in der Sprachentwicklung entfernt sich das Kind ein kleines Stück vom Zustand totaler Abhängigkeit und bewegt sich in Richtung Mündigkeit.
Sprache hängt eng mit Bewegung zusammen. Kinder bewegen sich aber heutzutage zunehmend weniger und können so nicht mehr genügend Erfahrungen und Empfindungen sammeln - sie bekommen zuwenig Nahrung für das Gehirn (Auto, Fernseher, Computer, Leistungsgedanke, wenig gemeinsame Freizeit, enge Wohnverhältnisse, .......). Um Sprache zu fördern müssen die Sinne stets stimuliert werden. Stimulation der Sinne besonders der drei sensorischen Grundsysteme sind ausschließlich über Bewegung möglich. Bei einem bewegungslos verharrendem Kind kann sich das Gehirn nicht weiterentwickeln.
Tastsinn:
Die Haut besitzt unterschiedliche Sorten von Sinnesorganen für die Gefühlsqualitäten von Berührung, Druck, Strukturbeschaffenheit, Hitze oder Kälte und Schmerz .
Es besteht ein enge neurale Verknüpfung von Hautsinn, Geruchs- und Geschmackssinn.
„Begriff" kommt von begreifen. Wenn das Kind eine Umgebung vorfindet, die nur wenig Möglichkeiten bietet, den Tastsinn zu stimulieren, oder wenn es nicht dazu ermuntert wird, Dinge anzufassen, so wird es schließlich mit der Begriffsbildung Probleme geben.
Gleichgewichtssinn oder Vestibuläres System
reagiert auf die Kopfhaltung in bezug zur Schwerkraft der Erde sowie auf verlangsamte oder beschleunigte Bewegungen. Jede Bewegung bedeutet ein Verändern der Position. Eine exakte Verarbeitung der Informationen ist erforderlich, damit unsere Bewegungen harmonisch und fließend erscheinen. Durch das exakte Zusammenspiel der Augen- und der Halsmuskulatur können Bewegungen des Kopfes so kompensiert werden, dass dennoch ein stabiles Gesichtsfeld vorhanden bleibt. Diese Fähigkeit ist notwendig, damit Gegenstände, die wir erblicken, nicht plötzlich vor unseren Augen verschwimmen.
Eine enge neurale Verknüpfung besteht zwischen dem vestibulären System und dem Gehörsinn. Die Nervenleitungen vom Ohr zum Hirnstamm sind mit denen des vestibulären Systems gekoppelt.
Propriozeption oder Eigenwahrnehmung oder Tiefenwahrnehmung
-alle Empfindungen, die uns die Muskeln und Gelenke schicken. Sie ermöglicht, Bewegung abzuschätzen und zu planen. Ohne exakte kinästhetische Wahrnehmung werden die Bewegungen ungeschickt und undosiert.
Eine ungenaue Information über die Spannung und Lageveränderung der Gelenke und Muskeln haben eine schlechte Eigenwahrnehmung bzw. Tiefenwahrnehmung zur Folge. Dies wiederum beeinflusst neben allen möglichen anderen Leistungen auch die Feinmotorik und die Mundmotorik.
Die beste Förderung wird durch eine gute Beziehung zum Kind erreicht.
Aufgrund mangelnder Zuwendung kann das Kind seine Sinne nicht ausreichend entwickeln. Es bekommt zu wenig Nahrung für sein Gehirn.
Kostproben von den gezeigten Spielideen
(M = Material)
Begrüßungsspiel
Alle sitzen/stehen im Kreis. Ein Wurfgerät (Geräte ändern) kommt ins Spiel. Ein Kind beginnt und sagt/singt: „Ich bin die Maria und wer bist du?". Später geht es umgekehrt und man sagt/singt: „Du bist die Karin und wen kennst du?"
M: WurfgeschoßWo hat sich der Osterhase versteckt ?
Wir nehmen einen Plüschhasen. Alle sitzen im Kreis. Ein Kind schaut mit dem Kopf im Schoß des/der Erwachsenen (Polster/Decke) oder eines Kindes ein, während ein anderes Kind den Hasen so versteckt, daß ein Teil seiner Ohren sichtbar bleibt. Das Kind das "einschaut", wird während dieser Zeit am Kopf gestreichelt und alle anderen sagen ein Sprücherl, damit der „Verstecker" nicht gehört wird: „Schnitzele-schnetzele-schnatzele - du bist ein kleines Schatzele - schnitzele-schnetzele-schnatz – du bist unser Schatz." Das Kind das einschaut könnte darauf sagen: „Möchte wissen wo er ist, der immer mit zwei Löffel frisst". Das Kind darf suchen und den Hasen für das nächste Kind verstecken.
Material: PlüschhaseHörst du die Glocke?
Die Kinder sitzen im Kreis. Eine Glocke soll so vorsichtig von einem Kind zum anderen wandern, dass kein Klingeln hörbar wird.
M: GlockeRollende Kugel
Die Kinder schließen die Augen, eine Holzkugel / Klangkugel wird gerollt. Die Kinder zeigen mit der Hand die Richtung der rollenden Holzkugel / Klangkugel bis zu ihrem Stillstand. Nachdem die Kugel still steht, öffnen sie die Augen und kontrollieren, ob die angezeigte Richtung stimmt. Ein Kind kriecht, krabbelt, läuft, hüpft .... zur Kugel. Wenn die Kugel aus Holz ist, könnte sie durchbohrt sein und man könnte jeweils ein Bild hineinstecken, das dieses Kind dann herausholt und beschreibt. Die anderen Kinder raten was es ist.
M: Klangkugel oder durchbohrte Holzkugel, ev. BilderHexe, Hexe, was kochst du heute?
Eine „Hexe" steht auf einer Raumseite, die Kinder auf der anderen. Sie fragen: „Hexe, Hexe, was kochst du heute?". die Hexe sagt z.B. „Spinnenbeine", die Kinder wiederholen das Wort und dürfen für jede Silbe einen Schritt vorwärts gehen. Ruft die Hexe „Gift", darf sie ein Kind fangen, während alle versuchen, ihre Wand zu erreichen. Das gefangene Kind wird zur neuen „Hexe".
M: keinesGreif nur das Richtige an!
Die Kinder gehen/laufen/krabbeln/hüpfen zur Musik frei im Raum umher. Auf Zuruf fassen sie so schnell wie möglich das an, was der/die Erwachsene nennt: Holz, Eisen, Stoff, Papier, braune Haare, einen Buben, ein Mädchen, die eigene Nasenspitze ....
Später werden zwei, drei oder mehr Gegenstände genannt, die die Kinder sich merken und in der richtigen Reihenfolge anfassen sollen.
M: keinesAchtung! Klick!
Die Kinder gehen zu zweit zusammen – ein Kind ist der Fotoapparat – das andere der Fotograf. Der „Fotoapparat" hat die Augen geschlossen und wird vom Fotografen zu einer oder mehreren Stellen geführt. Der Fotograf richtet den „Fotoapparat" ein und nun macht er „Klick" – darauf macht der „Fotoapparat" kurz die Blende (Augen) auf und „fotografiert" die Stelle. Am Ende erzählt er, welche Bilder gespeichert wurden und wo sie aufgenommen wurden.
M: keinesWer ist hier gesessen ?
Drei bis fünf Sessel werden in einer Reihe aufgestellt. Auf jeden Sessel setzt sich ein Kind. Nun schließen die übrigen Kinder die Augen. Die Kinder stehen auf und stellen sich zur Seite. Jetzt öffnen die Kinder die Augen und müssen nun die Kinder wieder in die richtige Reihenfolge auf die Stühle setzen. („Du bist auf dem ersten, zweiten, dritten,...... Sessel gesessen)
Es könnten auch Dinge auf den Sessel liegen, welche optisch richtig im Gedächtnis behalten werden müssen.
Später werden verschiedene Dinge auf die Sessel gelegt und die Kinder sollen die Reihenfolge taktil richtig behalten.
M: beliebige DingeTaktiles Telefon
Die Kinder sitzen hintereinander. Der/Die SpielleiterIn zeigt dem letzen Kind in der Reihe eine Figur (Kreis, Viereck, Strich). Die Figur könnte auch aus Sandpapier ertastet werden. Nun versucht dieses Kind dem Vordermann diese Figur mit dem Finger auf den Rücken zu zeichnen. Kommt die richtige Figur bis zum ersten Kind?
Wichtig ist zuerst den Rücken „abzuwischen" – das steigert die Tastempfindung.
Es wäre auch möglich nur Paare zu bilden und den hinten sitzenden Kindern die Figur zu zeigen – dann Platzwechsel bzw. Partnertausch.
M: Kreis, Viereck, Strich o.ä.Winter vertreiben
Die Kinder sitzen im Kreis und drehen sich auf dem Po / auf den Knien zum Sprücherl: „Winter, Winter – was fällt dir ein. Die Blumen brauchen Sonnenschein. Hokuspokus Zauberei – den Frühling wünsch‘ ich mir herbei." Danach darf sich ein Kind das Stofftier (Frosch, Ente, ...) aus der Kreismitte holen und erzählt was im Frühling alles anders ist oder was man im Frühling draußen alles machen kann.
M: keinesSchachteltaxi
Ein Kind sitzt in einer Schachtel die auf einer Decke steht / auf einem Rollbrett. Ein anderes Kind fährt mit dem Fahrgast durch Ziehen oder Schieben an das gewünschte Ziel. Der Fahrgast könnte erzählen warum er gerade dorthin fahren möchte – was er dort zu tun hat usw.
(Urbedürfnis der Kinder: in Gegenstände hineinzuklettern)
M: Schachtel, Decke oder RollbrettKrabbelsack, Tastmemory, Tastwand
Verschiedene Dinge werden in einen Stoffsack gegeben oder an einer Wand befestigt, die das Kind ertasten soll. Die Kinder könnte auch auf Karton oder Holzkärtchen verschiedene Dinge kleben. Wenn sie auf jeweils 2 Karten die gleichen Materialien kleben, haben sie ein Tastmemory. Wir können jetzt die Dinge befühlen, benennen, beschreiben, wir können die jeweils gleichen Karten ertasten usw
M: verschiedene Dinge, Karton (Holzkärtchen)Detektivspiel (Dinge reihum gehen lassen)
Die Kinder sitzen im Kreis oder an einem Tisch rundherum und haben die Hände unter einem großen Tuch. Nun werden verschiedene Dinge reihum gegeben. Am Ende sollen die Kinder sagen, was sie alles in die Hände bekommen haben und vergleichen/kontrollieren dann, wenn das Tuch gelüftet wird und die Dinge zu sehen sind.
M: verschiedene DingeFrisch lackiert – Fließband
Wir nehmen Bildkarten und Wäscheklammern. Nun spielen wir, wir wären in einer Fabrik und alle diese Dinge würden gerade angefertigt werden. Da alle Sachen gerade frisch lackiert werden, dürfen wir sie nicht mit den Fingern angreifen, sondern geben die Karten von einem zum anderen mittels Wäscheklammern weiter. Der erste nimmt eine Karte mit der Wäscheklammer und gibt die Karte weiter und geht an das Ende des „Fließbandes" und wirft die nun getrocknete „Ware" in eine Kiste. Das zweite Kind ist somit am Anfang der Reihe und nimmt sich eine neue Karte. Was wurde in unserer Fabrik alles frisch lackiert? Jetzt ordnen wir die Dinge in die „Regale" (nach Oberbegriffen).
M: Bildkarten, Wäscheklammern
Zur Referentin:
Maria Monschein, geb. 1959 arbeitet als Sprachheillehrerin und unterrichtet an der Pädagogischen Akademie am Hasnerplatz in Graz im Bereich der Sprachheil-pädagogik.
Ausbildung: Lehramtsprüfungen für Sonderschule, Sprachheilpädagogik, Volks-
schulen, Montessoripädagogik und Motopädagogik
Literaturverzeichnis :
Ayres, A.J.: Bausteine der kindlichen Entwicklung. Berlin-Heidelberg-New York:Springer 1984, 1992
Bartl, A.: Kribbel-Krabbel-Kuschel-Spiele, Freiburg/ Br.: Herder 1996
Dahms, A./ Jaeger, U.: Motorik und Sprache, Limburg: Frankonius 1978
Eggert, D.: Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung, Dortmund: Borgmann 1994
Gollwitz, G.: Die Praxis einer ganzheitlichen Sprachförderung, Kapfelberg-Kelheim: Giselher Gollwitz 1991
Götte, R.: Sprache und Spiel im Kindergarten, Weinheim-Basel: Beltz 1991
Kesper, G., Hottinger C.: Mototherapie bei Sensorischen Integrationsstörungen, München: Ernst Reinhardt Verlag 1994.
Kleinert-Molitor, B.: Bremer Protokoll zur Sprachheilpädagogik, Bremen: Arbeitskreis Sprachheilpädagogische Fragen 1984
Monschein, M.: Spiele zur Sprachförderung, München: Don Bosco 1997
Monschein, M. : Spiele zur Sprachförderung. Band 2, München: Don Bosco 1998
Pirnay, L.: Kindgemäße Entspannung, 1993
Pauli, S. / Kisch, A.: Geschickte Hände, Dortmund: verlag modernes lernen1993
Schenk-Danzinger, L.: Entwicklungspsychologie, Wien: ÖBV pädagogischer Verlag 1993.
Thiesen, P.: Mit allen Sinnen spielen, Weinheim-Basel: Beltz Verlag 1996.
Zinke, P. : Spüren -Bewegen -Lernen, Dortmund: borgmann 1992
Kindergarten heute -spezial. Wahrnehmungsstörungen bei Kindern -Hinweise und Beobachtungshilfen (Sonderheft der Zeitschrift "kindergarten heute –Zeitschrift für Erziehung"), Herder
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